K4 Kopfbau

18. Juni bis 12. Juli 2009

Textentwurf zur Präsentation in der Ausstellung:

„Lebt und arbeitet in Nürnberg und wird seit Jahren ausjuriert und abgelehnt.“

Will ein Künstler mit seinen Werken an die Öffentlichkeit, muss er sich um Ausstellungen bemühen oder für Preise (Stipendien, Studienaufenthalte etc.) bewerben.
Aber auch wenn Arbeiten bei Bewerbungen durchgefallen sind (ausjuriert wurden),
kann man doch, darauf aufbauend, Neues kreieren.

An drei Beispielen aus drei verschiedenen Werkgruppen (die durchaus selbst schon auf früheren Realisationen oder Überlegungen beruhen), soll hier gezeigt werden, wie dies geschehen kann.

An der Süd-Ost Wand ist eine 13-teilige Arbeit aus dem Zyklus <i>„Jewel-Case“</i> (CD Hüllen) zu sehen. Im Monitor wird ein Video wiedergegeben, mit Überblendungen der einzelnen Jewel-Case Motive. Meine Intention liegt nun darin, die Strukturen transparent zu machen, die sich beim Überblenden der Rechtecke ergeben (die Begrenzungslinien der Rechtecke überschneiden sich an den Ecken, und werden von mir als "Definitionen" bezeichnet). Entstehen und Vergehen, sowie das Zusammenspiel von Systemen, steht hier im Mittelpunkt der Visualisierungsidee.

Bei der anschliessenden Arbeit aus dem Werkzyklus<i>„oben interessiert es nicht die bohne.......unten geht es auf die niere“</i> wird, anhand der Überblendung von Variationen einer Komposition, die Vielschichtigkeit von möglichen Farbvarianten aufgezeigt. Hier wird die Erweiterung des Spektrums sinnlicher Erscheinungsformen durch elektronische Medien deutlich gemacht. Denn die Farbergebnisse während, und am Höhepunkt der Überblendung, sind auf analogem Wege kaum zu erzielen, oder auch nur vorstellbar.

(Arbeiten aus diesen beiden Werkgruppen wurden beim NN-Kunstpreis abgelehnt)

Das dritte Beispiel, eine grossformatige Fotografie (sieben solcher Arbeiten wurden 1999 von Franz Paludetto im Castello di Rivara bei Turin gezeigt, in einer von der Galerie Lindig kuratierten Ausstellung. Für die Ausstellung <i>„Positionen und Tendenzen“</i> Kunst in Franken 2003, wurden sie ausjuriert.), geht auf eine Tableau-Arbeit mit 24 Farbdias zurück. Diese Tableaus, mit 6 übereinander und 4 nebeneinander platzierten Dias in einem sogenannten Diajournal, werden in Leuchtkonsolen präsentiert.
Für das Video wurde nun wieder auf das Diajournal, aus dem das Foto stammt, zurückgegriffen. Was im Journal im Überblick zu sehen ist und vom Betrachter als Einzelbilder selektiv wahrgenommen werden kann, wird im Video, in einer vom Künstler festgelegten und temporär strukturierten Reihenfolge, gezeigt. Ein quasi narrativer Aspekt kommt hier also hinzu. In diesem Fall wird noch mit Ausschnitten aus den Fotos gearbeitet und durch Zoomen, Bewegung suggeriert.

Bei allen drei Videos spielt der Sound, der den Bildern untergelegt ist, eine wichtige Rolle. Durch diese klangliche Dimensionserweiterung wird die Rezeption noch emotionalisiert. Die Assoziations-ketten beim Betrachter werden intensiviert.

Helmut Kirsch, 2009

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